Samstag, 2. Juni 2012

International Burnout Fund als Soziale Revolution.


«Ein paar Weltrevolutionen»

Bodensee Nachrichten vom 1. Juni 2012.




NICHT MEHR UND NICHT WENIGER
will Erwin Feurer aus Egnach laut eigener Aussage in Gang setzen.

Erwin Feurer ist kein Mann der leisen Töne. Nachdem er vor zwei Jahren mit der Vision, Benzin aus Sand herzustellen, für Aufsehen sorgte, nimmt er sich nun einem sozialen Thema an: Er will eine Burnout-Foun­dation gründen.
Nichts weniger als die grösste Selbsthilfeorganisation aller Zei­ten schwebt Erwin Feurer mit der von ihm gegründeten Burnout­-Foundation vor. In nächster Zeit will er vor allem in Ostdeutsch­land, wo die «Zentrale» - das Schloss Radibor - steht, 100 000 Sympa­thisanten finden, um nachher mit einer soliden Basis die Burnout­-Foundation international in Poli­tik und Wirtschaft zu verankern. Die Oberthurgauer Nachrichten führten mit dem Visionär ein aus­führliches Gespräch über seine Ideen, seine Stiftung, den Staat und auch über seine Paradevision «Benzin aus Sand».

Ein Hauch von Utopie
Vieles, was Erwin Feurer sagt, klingt im ersten Moment nach Utopie. Ein Schloss als Zentrale einer Stif­tung, die Burnout-Betroffenen in ganz Europa helfen soll, aus dem Teufelskreis von Depression und Arbeitslosigkeit zu entkommen, eine Organisation, die einen kre­ativen Anarchismus pflegen soll ­ doch immer wieder macht er klar, dass er das, was er denkt, sagt und das, was er sagt, auch wirklich so meint.






Bild: Feurer


Die Kunst, die Revolution, das Schloss






ERWIN FEURER AUS EGNACH im Gespräch über «seine» Burnout-Foundation, die Schere zwischen Arm und Reich und seine Pläne.

Erwin Feurer sorgte vor zwei Jahren für Aufsehen, als er ei­ne Weltrevolution mit «Benzin aus Sand» starten wollte. Nun läuft sein neues Projekt: Der International Burnout Fund (IBF) soll die grösste Selbsthil­feorganisation aller Zeiten werden und die sozialen Ver­hältnisse umwälzen. Ein Ge­spräch mit einem Visionär.

Herr Feurer, wie kommt man als Privatperson auf die Idee, eine Burnout-Foundation zu grün­den?

Das, was der International Burn­out Fund erreichen will, sind ei­gentlich alles Aufgaben, die grund­sätzlich dem Staat und seinen Or­ganen vorbehalten sind. Ich bin aber der Meinung, dass der Staat als die Summe aller Individuen an den Anschlag gekommen ist, sich selber innerlich weitgehend auf­gefressen hat und Mühe bekundet, sich überhaupt im Sattel zu halten – und daher die Bedürfnisse vor al­lem der unteren und mittleren Schichten nicht mehr wahrnimmt und erfüllen kann. Der Staat nimmt Geld ein in einer riesigen Menge, generiert und druckt Geld in un­überschaubarer, nahezu beliebiger Menge, aber er benötigt auch viel Geld für die eigenen Bedürfnisse, für die Verwaltung sowie dazu, Sys­teme, die versagt haben, zum Bei­spiel die Banken, künstlich am Le­ben zu erhalten.

Sie denken, der Staat ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich mit dem Phänomen «Burnout» be­schäftigen zu können?

Das Modell des kapitalistischen So­zialstaats ist in der Endphase, ein Auslaufmodell. Der Trend, alle Auf­gaben dem Staat aufzubürden, muss sich wieder vermehrt dre­hen zur Selbstverantwortung des Einzelnen. Ich bin darum der Mei­nung, dass es eine private Organi­sation geben muss, eine Selbsthil­feorganisation, welche die Aufga­ben, die anstehen, lösen kann, in­dem sie auch Selbstverantwortung übernimmt.

Im Businessplan des Internatio­nal Burnout Fund vom März die­ses Jahres schreiben Sie, dass die Stiftung auch betrieben wird, um inoffiziell Einfluss auf die Politik zu nehmen. Sie wollen lobbyie­ren.
Es ist ein erklärtes Ziel des Inter­national Burnout Fund, dass wir Einfluss auf Handlungen von Staat und anderen politischen und wirt­schaftlichen Trägerschaften neh­men wollen, dies durchaus in ei­nem gewissen aktiv-aggressiven Sinn – also in einem Wider­standssinn bis hin zu einem krea­tiven Anarchismus. Wir wollen uns in den Weg stellen, aber auch Lö­sungen erarbeiten und anbieten, ähnlich wie die Piraten in Deutsch­land oder die Occupy-Bewegung weltweit. Ich denke, dass dies ernstzunehmende Modelle für die Zukunft sein können und werden.

Noch existiert der International Burnout Fund nur in der Theorie – sprich in Form eines Business­plans. Was soll die Institution be­ inhalten?

Der IBF ist am 1. Mai 2009 ge­gründet worden mit dem Zweck der Vorbeugung, Behandlung und Er­forschung der Krankheit Burnout sowie ganzheitliche und nachhal­tige Rehabilitation der Burnout­Betroffenen. Weiter ist die Er­richtung von Behandlungszentren sowie der Aufbau einer Selbsthil­feorganisation geplant. Die Aus­übung von Solidarität der Ge­meinschaft gegenüber dem Ein­zelnen und umgekehrt, Informa­tion und Aufklärung der Öffent­lichkeit zum Thema Burnout, Ein­flussnahme auf Wirtschaft und Po­litik sowie aktive Vertretung der Burnout-Betroffenen in der Öf­fentlichkeit stehen im Zentrum der Arbeit des «IBF».

Das Schloss Radibor in Sachsen, das dem International Burnout Fund gehört und das Sie seit Jah­ren auf Vordermann bringen, soll als Zentrale der Stiftung dienen. Wieso Deutschland und nicht die Schweiz?

Deutschland ist für den Start ein hochinteressantes Land, da es mit der Eingliederung der Neuen Län­der nach der Wende 1990 ganz be­sondere, sehr schwierige Aufga­ben zu bewältigen hat. Burnout ist im Osten Deutschlands an allen Ecken und Enden erkennbar, wäh­rend in der Schweiz - vorderhand - Burnout sich manifestiert in der Bereitstellung von Burnout–Klini­ken, die sich wiederum nur Bes­sergestellte leisten können. Da ich mit dem International Burnout Fund die unteren und mittleren Schichten ansprechen und von da­her die soziale Revolution in Be­wegung bringen will, ist nach mei­ner Einschätzung der Osten Deutschlands der ideale Aus­gangspunkt dazu. Die Schweiz wird jedoch in einer zweiten Phase ebenfalls als Zielort einbezogen.

Laut Businessplan besteht Ihr ers­tes Ziel darin, 100 000 Sympa­thisanten, Gönner und Mitglieder zu finden. Grenzt das an Utopie oder glauben Sie wirklich daran?

In Europa leben rund 500 Millio­nen Menschen. Alle Berichte, alle Statistiken, die ich lese, zeigen auf, dass in etwa die Hälfte dieser 500 Millionen Menschen im Laufe ih­res Lebens in eine Depression oder in die Nähe eines Burnouts gera­ten könnten. So gesehen, ist die erste Zielsetzung von 100 000 Sympathisanten, Gönnern und Mitgliedern sogar bescheiden. Das Ziel kann aber nur erreicht wer­den, wenn die Stiftung ein aktives Fundraising und Sozialmarketing betreibt.

Wie soll das aussehen?

Ich bin in Gesprächen mit mögli­chen Projektleitern, die selbst­ständig eine Fundraising-Organi­sation auf die Beine stellen. Das wird in Ostdeutschland gesche­hen. Die Abklärungen mit den Be­hörden sind gemacht, die Einwil­ligung ist da. Es werden soge­nannte Dialoger auf die Strassen von Bautzen, Leipzig, Görlitz und Dresden unterwegs sein, um Sym­pathisanten, Gönner und Mitglie­der zu generieren. Und eines soll von Anfang klar gestellt sein: Die Menschen, die auf die Strasse ge­hen, werden dafür auf Provisions­basis bezahlt. Sie sollen davon le­ben können. Gerade darum ist Ost­deutschland mit der hohen Ar­beitslosenrate ein idealer Aus­gangspunkt für den Aufbau dieser Selbsthilfeorganisation. Dass Men­schen sich mit Burnout aktiv be­schäftigen und damit auch noch Geld verdienen können, wird ei­nen hohen prophylaktischen Nut­zen bringen und ihnen auch Druck und Existenzangst lindern.

Mit dem International Burnout Fund wollen Sie Burnout-Betrof­fenen helfen. Was ist aus Ihrer Sicht das grösste Missverständnis im Zusammenhang mit diesem Phä­nomen?

(Pause) Ein Missverständnis ist bestimmt darin zu finden, dass die Ursache eines Burnouts meiner Meinung nach in der ungünstigen Güterverteilung liegt. Es wird nicht gern darüber gesprochen, dass die Güter dieser Welt relativ unge­recht verteilt sind und deswegen kommen wir auch nicht zum Kern des Themas – wir wissen nicht ge­nau, wie wir mit dieser Schere zwi­schen Arm und Reich umgehen sollen. Wenn die Arbeitgeber den Arbeitnehmern mehr geben wür­den, die Arbeitnehmer dafür aber auch mehr Verantwortung und Einbindung, allenfalls auch Mit­bestimmung im Betrieb erhalten würden – kurz, wenn die Koope­ration optimaler wäre – dann hät­ten wir weniger Burnout-Fälle.

Sie sprechen von einer Demo­kratisierung der Arbeitswelt.

In diese Richtung geht es, Huma­nisierung und Demokratisierung der Arbeitswelt sind Themen, die in einer modernen Gesellschaft diskutiert und für alle Marktteil­nehmer in zufriedenstellender Weise gelöst werden müssen. Die Schere, die in der Vergangenheit zugunsten der «Fünf Prozent», die über 95 Prozent des Volksvermö­gens verfügen, immer weiter auf­gegangen ist, müsste zugunsten der «Habenichtse», also der 95 Pro­zent der Bevölkerung, die insge­samt nur über fünf Prozent des Volksvermögens verfügen, wieder zugehen.

Die Stiftung haben Sie im Jahr 2009 ins Leben gerufen. Wann hat sich die Idee entwickelt?

Schon zwei bis drei Jahre vorher. Ich habe meinen 60. Geburtstag kommen sehen und mir vorge­nommen, dass ich unabhängig von der Vergangenheit zwischen mei­nem 60. und 70. Lebensalter noch etwas Wesentliches auf der Welt verändern will. Ich bin jetzt 61 und habe in den vergangenen zwei Jah­ren schon viel für den Internatio­nal Burnout Fund erreicht. Das Netzwerk steht und es geht jetzt ef­fektiv nur noch darum, den Vor­stand von zehn bis 20 Leuten zu­sammenzustellen, die Strategie definitiv auszuarbeiten und um­zusetzen. Das Schloss Radibor in Sachsen, die Zentrale des Inter­national Burnout Fund, ist eben­falls bereit. Inzwischen ist das Schloss nach jahrzehntelanger Verwahrlosung wieder erschlossen und bescheiden bewohnbar.

Das Schloss gilt auch als Stütz­punkt ihres früheren Projektes «Benzin aus Sand».

«Benzin aus Sand» – also die Mög­lichkeit, Erdöl durch Silanöl zu er­setzen, ist ein noch viel komple­xeres Thema. Ich habe in den letz­ten zwei Jahren die Türfallen an besten Adressen der Wirtschaft, Politik und Wissenschaft «po­liert». Die Angst vor einem Para­digmenwechsel, vor einer grund­sätzlichen Weltbildveränderung, einem Wechsel ins Siliziumzeital­ter ist noch zu gross. Der Aufbau ei­ner effizienten Silantechnologie kostet in einer ersten Tranche rund 30 bis 40 Millionen Franken. Ob­wohl das Projekt «Benzin aus Sand» absolut realisierbar, wissenschaft­lich stringent nachgewiesen und als vollkommen glaubwürdig einge­stuft wurde, wollte kein Investor den «Nestbeschmutzer» spielen, da die Umwälzungen und Verände­rungen zu gross gewesen wären. Darum konzentriere ich mich jetzt auf den International Burnout Fund.

Die Idee ist also stillgelegt?

Absolut nicht. Der Urheber, Dr. Pe­ter Plichta, versucht alles, um sei­ne Idee zu verwirklichen. Da müss­ te eine junge Generation von Wis­senschaftlern hingehen und ver­suchen, seine Ideen umzusetzen. «Benzin aus Sand» ist ein Projekt der Zukunft und eine Friedens­initiative, da die Menschen keine Angst mehr haben müssten, dass ihnen der Rohstoff abhanden kommt. Die Rohstoffe zur Her­stellung des Silanöls sind Silizium, also Sand, was in der Erdrinde als zweithäufigstes Element in uner­schöpflich ausreichendem Mass vorhanden ist, und Stickstoff, der zu 80 Prozent die Atmosphäre aus­macht. Viele Kriege und Inter­ventionen werden letztendlich we­gen der Rohstoffe gemacht – das würde wegfallen, das wäre das Phä­nomenale an dieser Idee. Wirt­schaft, Politik und Wissenschaft müssen dazu aber noch einen gros­sen Reifeprozess durchlaufen möglicherweise bis hin zu Katast­rophen und politischen Wirren.

Der International Burnout Fund, Benzin aus Sand – steht das Schloss Radibor schlussendlich als Sym­bol für gesellschaftliche Umwäl­zungen?

Ich stelle mich wahrscheinlich manchmal etwas unklug an, weil ich viel zu offen sage, was ich ma­chen will – anstelle eines diplo­matischen und pragmatischen Vorgehens. Wenn mich jemand fragt, was ich vorhabe, dann sage ich Folgendes: Ich will nicht mehr und nicht weniger, als ein paar Weltrevolutionen in Gang set­zen. Eine soziale Weltrevolution mit dem International Burnout Fund, welche die grösste Selbst­hilfeorganisation aller Zeiten wer­den soll, dazu die wirtschaftliche Weltrevolution mit «Benzin aus Sand», die den Übergang ins Sili­ziumzeitalter einläuten soll. Der Gesprächspartner ist dann erst mal ruhig und muss leer schlucken. Ich nehme dabei in Kauf, wenn die Leute denken, dass ich ein Spin­ner sei, denn es ist schlichtweg mein Wille, Klartext zu reden. Et­hisch und moralisch habe ich da­bei ein sehr gutes Gefühl: Diese Weltrevolutionen sind keine Re­volutionen, bei denen Menschen sterben müssen; es sind Revoluti­onen zum Wohle der Menschheit.

Interview: Benjamin Gahlinger




Bild: Feurer

Erwin Feurer in seinem Wohnort Egnach: «Zwischen meinem 60. und 70. Lebens jahr noch etwas Wesentliches auf der Welt ver­ändern».

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