Freitag, 30. Juli 2010

„Sarkozy erklärt Roma und Sinti den Krieg.“

Man glaubt seinen Ohren nicht zu trauen: 29.07.2010, morgens um 6 Uhr im Schweizer Radio DRS 1 - „das meistgehörte Schweizer Radioprogramm verbindet Generationen, unterhält und informiert aktuell, ist mit den Regionaljournalen auch lokal am Ball“ -, macht der Nachrichtensprecher diese unglaubliche Aussage, stündlich wiederholt mit Erklärungen und Kommentaren.


Abends dann im Echo der Zeit, ebenfalls DRS 1, etwas moderater unter dem Titel „Fahrende in Frankreich“:

„Nicolas Sarkozy will hart gegen die Fahrenden, die Sinti und Roma, vorgehen.

Die Hälfte ihrer etwa 300 illegalen Siedlungen im Land sollen aufgelöst werden. Papierlose Roma aus Rumänien und Bulgarien werden ausgewiesen.

Dazu ein Gespräch mit dem Historiker Thomas Huonker, der für die Bergier-Kommission die Geschichte von Roma, Sinti und Jenischen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs erforscht hat. Wer sind diese Fahrenden Frankreichs und wieviele gibt es von ihnen?“

Die Zeitung Neues Deutschland dann am 30.07.2010 : „Elysée erklärt Roma den Krieg.“ Der Blätterwald ist voll davon; man wischt sich die Augen.

Das darf doch nicht wahr sein, wo und in welcher Zeit befinden wir uns denn?

Da kann nun mitten in einem modernen Rechtsstaat im „zivilisierten“ Europa unter den Augen und Ohren der gesamten Bevölkerung der Präsident von Frankreich einer stark minderheitlichen Volksgruppe, den Zigeunern Sinti und Roma, den Krieg erklären und scheinbar finden das die Völkergemeinschaft und deren Mitglieder in Ordnung.

Woran kann es denn liegen, dass ein so mächtiger Mann wie Monsieur Sakrozy seinen Popularitätsgrad mit einer pauschalen und ultimativen Kriegserklärung an eine historisch und kulturell hochinteressante Ethnie und damit verbundener „Vertreibung von Vertriebenen“ erhöhen will und faktisch auch tut und kann? Mit dieser militanten Absichtserklärung verschärft er die Situation der schon ausreichend gebeutelten Volksgruppe um ein Vielfaches und macht diese zu Freiwild. Vor allem (süd-) osteuropäische Mitglieder der Roma und Sinti - auch Familien mit Kindern - werden bei ihrer Aus- und Rückschaffung z. B. nach Slowakien von rechtsextremen, teilweise neonazistischen Gruppierungen „bis aufs Blut“ bedroht und müssen um ihr Leben fürchten.

Mit Besonnenheit, Würde und Anstand den Sorgen und Nöten der Roma und Sinti zu begegnen und deren Probleme in menschenrechtlich vertretbarer Weise zu lösen, sollte die Maxime des Präsidenten der „grande nation“ sein; damit seinen Beliebtheitsgrad in der Bevölkerung Frankreichs und in Europa zu steigern, wäre zumindest den Versuch wert.

Dass im vergangenen Jahr die rund 10‘000 abgeschobenen Roma 40 Prozent aller aus Frankreich verwiesenen Ausländer ausmachten, ist alarmierend und bedeutet, dass die Hetzjagd gegen Roma und Sinti in vollem Gange ist. Anzeichen und Begleitumstände deuten zumindest auf einen Roma-Holocaust hin.

Auszug aus Wikipedia: „Auch heute noch sind Roma Diffamierung und Diskriminierung ausgesetzt und unerwünscht. In einigen südosteuropäischen Ländern waren Roma in den vergangenen zwei Jahrzehnten mitunter offener Verfolgung ausgesetzt. So wurden während des Kosovo-Krieges ganze Siedlungen von Roma, Aschkali und Ägyptern (diese beiden sind ebenfalls der Romaethnie zuzuordnen) von Angehörigen der albanischen Mehrheitsbevölkerung geplündert und niedergebrannt und die Bewohner vertrieben.[16] Aus Bosnien wurden im Zuge „ethnischer Säuberungen“, die alle Ethnien betrafen, die meisten Roma vertrieben. Viele fanden während des Bürgerkriegs als Opfer von Übergriffen den Tod.[17]

Bis in die jüngste Zeit hinein wird von europäischen rechtspopulistischen Politikern unter Verwendung tradierter antiziganistischer Klischees und Schlagworte („Überschwemmung“, „Völkerwanderung“) die Forderung nach Ausschluss und Abschiebung von Roma erhoben. Gemeint sind in aller Regel Roma aus Osteuropa, vornehmlich aus Bulgarien und Rumänien. Weit über die Grenzen der jeweiligen Ländern hinaus wurden derartige Erscheinungen aus der Schweiz, Italien und Österreich bekannt.[18]“

Frankreich und die europäische Völkergemeinschaft sind gefordert und verpflichtet, am Beispiel der Roma und Sinti eine vorbehaltlose und umfassende Anwendung der Menschenrechte auszuüben; eine Kriegserklärung an diese Volksgruppe ist das pure Gegenteil davon und in keiner Weise vertretbar und angebracht.

Gesucht sind emotionslose, objektive und differenzierte Lösungen, die den Menschen ins Zentrum stellen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Rasse, Religion und Weltanschauung, kurz, das in der Europäischen Menschenrechtskonvention klar definierte und postulierte Diskriminierungsverbot ist zu beachten und einzuhalten.

Hysterie, Polemik und Sarkasmus bringen im jetzigen Zeitpunkt wenig; es darf jedoch daran erinnert werden, dass es noch nicht lange her ist, dass ein Verrückter in Deutschland an die Macht gekommen ist - auf legale Art und Weise - und die grössten Verbrechen der Menschheit unter den Augen der Gesamtbevölkerung in die Wege geleitet hat.

Fakten und Folgen der damaligen “Entgleisung” waren: Die Ermordung von 6 Millionen Juden während des 2. Weltkriegs (1939 -1945), Qual und Leiden unzähliger Juden in und ausserhalb von Konzentrationslagern, der gewaltsame Tod von 55 - 60 Millionen Menschen im direkten Zusammenhang mit dem Kriegsgeschehen sowie unfassbares Leid der Zivilbevölkerung unter den Folgen des Krieges.

Also bitte keine Kriegserklärungen mehr, Monsieur Sarkozy!

"Soziale Skulptur der Kommunikation" von Spigar in Egnach.

http://facts.ch/articles/4339575-soziale-skulptur-der-kommunikation-von-spigar-in-egna


Kunst von Spigar in Egnach.


Der Rheinecker Künstler Spigar restauriert das kleinste Museum der Welt.

Seit rund 10 Jahren steht eine Telefonkabine - als Kunstwerk ausgestaltet - bei der Ortstafel Buch in Egnach, täglich von Tausenden Autofahrern bewusst oder unbewusst wahrgenommen, von Spaziergängern und Wanderern oftmals genauer betrachtet.

„Es ist das kleinste Museum der Welt“, bemerkt Spigar, der 62-jährige Rheinecker Künstler, der diese „Soziale Skulptur der Kommunikation“ vor fünfzehn Jahren erschaffen, im Jahre 2001 ein erstes Mal und in den letzten Tagen ein zweites Mal restauriert und wieder in Ordnung gebracht hat.

Innerhalb einer Grundfläche von knapp einem Quadratmeter und einer Höhe von gut zwei Metern zeigt Spigar den Menschen, der die Last seiner selbst und zusätzlich auf Rücken und Schultern die Belastung durch seine Mitmenschen zu tragen hat. Verstärkt wird der Effekt durch Spiegelungen an Boden, Decke, Rückwand und Innen- sowie Aussenseiten. Der Betrachter des Kunstwerks erkennt sich dadurch automatisch wieder und wird ins Kunstwerk integriert, je näher er kommt. Umrahmt wird er und das Kunstwerk von den für Spigar typischen und unverkennbaren, von unten nach oben strebenden, tänzelnden Figuren. Nachts kann die Skulptur zudem beleuchtet werden, was ihr einen rätselhaften, fast mystischen Anstrich verleiht.

Spigar selbst, dem dieses Werk sehr am Herzen liegt, da es eine zentrale Bedeutung in seinem nunmehr 40-jährigen künstlerischen Schaffensprozess darstellt, hat den Besitzer der Skulptur, Erwin Feurer, der im angrenzenden Bauernhaus Kunst und Kultur verwaltet, gebeten, diese wieder in Stand stellen zu dürfen. Das kleinste Museum oder die kleinste Galerie der Welt ist damit wieder bereit, Menschen zu empfangen und zum Nachdenken anzuregen.

Dazu Erwin Feurer, auch Herausgeber und Verleger von Kunstbüchern, insbesondere für die „Vergessenen, Ausgegrenzten und Überflüssigen“: „Spigar gehört zu den sehr ernst zu nehmenden Künstlern in der Ostschweiz; in diesem Werk zeigt er auch autobiographische Züge. Aufgrund seiner künstlerischen Kompetenz, seines Durchhaltewillens und seinem immerwährenden Mut zu sozialrelevanten Aussagen hat Spigar persönliche Entlastung durch Anerkennung und Erfolg verdient.“

Das kleinste Museum der Welt, sprich die „Soziale Skulptur der Kommunikation“ ist an 365 Tagen rund um die Uhr geöffnet bei freiem Eintritt.